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Wochenlang haben wir undercover als Löscharbeiter für xHamster gearbeitet und mutmaßlich illegale Fotos aussortiert. Wir waren Teil eines Teams aus offenbar mehr als 100 Freiwilligen, die anonym und ohne Bezahlung über sensible Inhalte entscheiden. Neben den Freiwilligen gibt es noch ein Support-Team aus bezahlten xHamster-Mitarbeitern, über dessen Arbeit die Plattform wenig verrät.
Ein Anfangsverdacht reicht nicht aus, um eine Aufnahme zu löschen. Ob mutmaßliche Vergewaltigung oder bildbasierte, sexualisierte Gewalt: Verdächtige Fotos sollen die Löscharbeiter nur entfernen, wenn sie sich zu 100 Prozent sicher sind, dass sie gegen die Regeln von xHamster verstoßen. Bewerten können sie die Fotos aber nur nach Augenschein.
Das hat drastische Folgen, zum Beispiel für den Kampf gegen strafbare Jugendpornografie. Die Löscharbeiter von xHamster müssen aus dem Bauch heraus entscheiden, ob eine fremde Person schon volljährig ist oder nicht. Entfernen sollen sie ein verdächtiges Foto nur, wenn sie die Wahrscheinlichkeit, dass die abgebildete Person unter 18 ist, subjektiv als "hoch" einstufen. Minderjährige können also nur geschützt werden, wenn sie kindlich genug aussehen.
Das und mehr geht aus dem internen Regelwerk von xHamster hervor, das wir auf VICE.com veröffentlicht haben. Es besteht im Kern aus lediglich rund 2.800 Zeichen und 38 Beispielfotos.
xHamster hat auf unseren Katalog aus 67 Fragen nur mit knappen Statements reagiert. Unsere Fragen zum Regelwerk der Löscharbeiter wurden inhaltlich nicht beantwortet – wie ein Sprecher mitteilte aus "technischen Gründen" und aus Gründen der "Sicherheit". Wir sollten "versichert" sein, dass "Kontrollen existieren". Wenn etwas gegen die Nutzungsbedingungen verstoße, werde es entfernt.
Das Justizministerium teilt vor dem Hintergrund der Recherche mit, Anbieter dürften sich nicht durch "bewusstes Wegschauen" einer Verantwortlichkeit entziehen. Ein derzeit geplantes Gesetzespaket auf EU-Ebene, der "Digital Services Act", könnte Pornoplattformen wie xHamster strenger in die Pflicht nehmen. Unterm Strich existiert derzeit aber kein wirksamer Schutz für Betroffene.
Da es aktuell nicht einmal Meldepflichten für Rechtsverstöße auf Pornoplattformen gibt, kann die Öffentlichkeit das Ausmaß sexualisierter und digitaler Gewalt im Netz nur erahnen. Die Recherche bietet erstmals Einblicke in den Maschinenraum einer der größten Pornoplattformen der Welt.